Juglon - Farbstoff aus der Walnuss
So lecker Walnüsse sind, so unangenehm kann der Kontakt mit einem ihrer Inhaltsstoffe sein: Juglon, ein Glukosid, hat die Eigenschaft, stark zu färben. Kommt man mit frischen Walnüssen oder gar mit der noch grünen Schale in festen Kontakt, verfärben sich die Finger schwarz. Auch Textilien zeigen rasch farbliche Veränderungen, die nicht mehr rückgängig zu machen sind. An den Pflanzenteilen selbst treten ebenfalls starke Verfärbungen auf. Blätter und Außenschale werden schwarz, wenn sie verletzt sind.
Zwar überwiegt die Konzentration von Juglon in den grünen Pflanzenteilen der Walnuss, aber auch in der Borke, den Wurzeln und im Baumsaft ist Juglon enthalten. Lediglich die Nusskerne selbst sind davon frei. Auffallend ist, dass der Juglongehalt nicht immer gleich hoch ist. Ein besonders hoher Wert wird zur Zeit des Blattaustriebes vermerkt. Unter dem Einfluss der Witterung nimmt der Juglongehalt in den Blättern ab, vor allem der Regen wäscht das Glukosid aus. In alten Walnussblättern ist Juglon deshalb nur in geringen Mengen enthalten. Werden die Walnussblätter als Schnittdroge getrocknet, lässt sich Juglon ebenfalls nur noch geringfügig feststellen.
Juglon und Juglans - Namensbedeutung
Juglon ist ein zusammengesetztes Wort. Dem vorderen Wortteil Jugl sieht man seine Verwandtschaft mit Juglans, dem Gattungsnamen der Walnuss, an. Den hinteren Wortteil haben sich die Namensgeber von der chemischen Struktur des Juglon entlehnt: Naphthochinon. Diese chemische Verbindung gehört zur Gruppe der Chinone. Auch chemisch hergestelltes Naphthochinon wird als Farbstoff eingesetzt. Bereits im 19. Jahrhundert interessierten sich Chemiker für das Juglon. Sie entdeckten bald eine Ähnlichkeit mit dem Wirkstoff Lawson. Lawson kommt in Hennablättern vor, und wird, wie weithin bekannt, zum Färben der Haare in leuchtendem Rot und zum Malen von Mustern auf der Haut verwendet.
Juglon - Allelopathische Wirkung
Unter einer Allelopathie versteht man eine innerartliche oder zwischenartliche Einwirkung durch die Inhaltsstoffe einer Pflanze. Meist handelt es sich um hemmende Mechanismen, die die Keimung und das Wachstum anderer Pflanzen beeinträchtigen. Mit diesem natürlichen Vorgang sollen Konkurrenten unterdrückt werden.
Dank des Juglons beherrschen Walnussbäume den allelopathischen Vorgang bestens. Eine Vorstufe des Juglons, das ungiftige Hydrojuglon, ist in den Pflanzenteilen des Baumes vorhanden. Es ist wasserlöslich und kann deshalb durch Regen ausgewaschen werden. Auch bei der Zersetzung von Laub wird dieses Glukosid frei. Kommt Hydrojuglon mit dem Boden oder der Luft direkt in Kontakt, oxidiert es. Dabei entsteht die toxische Form Juglon.
Ist Juglon erst einmal auf der Erde, reichert es sich an, denn im Gegensatz zu seiner Vorstufe Hydrojuglon ist es kaum wasserlöslich. Die allelopathische Wirkung setzt somit genau dort ein, wo Juglon eingeschwemmt wurde, nämlich im Einflussbereich der Baumkrone. Dabei wirkt es sich keim- und wachstumshemmend auf viele Pflanzenarten und Pilze aus. Folgen sind eine stark reduzierte Keimungsrate, ein verringertes Jugendwachstum und im schlimmsten Fall das völlige Absterben der geschädigten Pflanzen. Diese Folgen lassen sich im Vergleich betrachten. Zwei identische Pflanzgefäße werden angesät. Eine Saatkiste oder ein Topf wird mit einer Juglonlösung gegossen, die anderen Sämlinge bekommen reines Wasser. Die mit der Lösung gegossenen Sämlinge kümmern oder keimen erst gar nicht.
Auf den Walnussbaum im Freien übertragen bedeutet dies, dass viele Arten - derzeit sind mehr als 200 bekannt - im Bereich der Kronentraufe nicht oder nur schlecht gedeihen. Dazu gehören vor allem Nachtschattengewächse wie Aubergine, Kartoffel, Paprika und Tomate. Die Blätter dieser Gemüsesorten werden gelb, die Pflanze wird krumm und verkrüppelt. Eine ausgesprochen keimhemmende Wirkung hat Juglon bei Birken-, Kiefern- und Lindensamen. Auswirkungen scheint das Juglon auch zu haben, wenn es ums Veredeln geht. Im Gegensatz zu Obstbäumen gestaltet sich das Veredeln bei Walnussbäumen schwieriger, denn die Kallusbildung wird gestört.
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Andere Gewächse sind zumindest tolerant. Dazu zählen die unterschiedlichsten Gräser und Pflanzen mit der sogenannten Kutikula. Dabei handelt es sich um einen wachsartigen Überzug auf Blättern und anderen Pflanzenteilen. Er scheint die Pflanzen unempfindlich gegen die Einwirkung von Juglon zu machen.
Manchen Pflanzen dagegen bekommt die Nähe zu Walnüssen offensichtlich gut. Dazu zählt der Zuckermais. Er wächst im Wurzelbereich der Walnussbäume sogar besser. Zwiebelgewächsen kann Juglon ebenfalls nur wenig anhaben. Frühlingsblüher wie Krokus, Narzisse und Tulpe sind deshalb gut als Unterpflanzung geeignet. Laucharten gedeihen ebenfalls zufriedenstellend. Geeignet für den äußeren Kronenbereich sind Beerensträucher. Empfohlen werden robustere Arten wie Brombeeren, Jostabeeren oder Johannisbeeren. Selbst gegen eine Rasenfläche unter dem Walnussbaum spricht nichts, wenn man auf eine ausreichende Bewässerung und regelmäßige Düngergaben achtet.
Besonders erfolgreich sind Unterpflanzungen, wenn sie beim noch jungen Walnussbaum vorgenommen werden. Die noch lichte Krone und das verhältnismäßig wenige Laub ziehen noch keine allzu starke allelopathische Wirkung nach sich. Die Bodenbearbeitung unter Walnussbäumen ist ebenfalls kein Problem. Juglon wird durch die üblichen Bearbeitungsmethoden kaum verbreitet, da es nicht wasserlöslich ist. Soll dagegen ein Walnussbaum gegen eine andere Anpflanzung ausgetauscht werden, so empfiehlt es sich, damit abzuwarten. Es kann bis zu einem Jahr dauern, bis die wachstums- und keimhemmende Wirkung des Juglons nachlässt.
Wissenswertes aus Brauchtum und Pharmazie
Juglon aus der Walnuss und verwandten Bäumen wie der Flügelnuss wird traditionell im asiatischen Raum zum Fischfang benutzt. Dazu werden gestampfte Grünteile in einem Stofftuch in den Fluss gehängt. Die Fische in diesem Abschnitt werden durch die Toxizität des Inhaltsstoffes betäubt und können abgefischt werden. Nach kurzer Dauer wird das Juglon im Fluss dann oxidiert und inaktiv.
In Ställen aufgehängt dienten Walnussblätter dazu, Ungeziefer wie Steckmücken, Flöhe und Wanzen zu vertreiben. Die leicht insektizide Eigenschaft machen sich die Hersteller von pflanzlichen Mitteln noch heute zu Nutzen. Tee aus getrockneten Walnussblättern galt als blutreinigend und als hilfreich bei Gelenkschmerzen, Nierenbeschwerden und Schwäche.
Eine andere innerliche Anwendung ist jedoch bekannter. Aus den noch grünen Walnüssen wird Nusslikör hergestellt, der durch das Juglon seine intensive Farbe bekommt.
Beim Färben von Seide, Wolle und Holz wurde und wird traditionell ein Extrakt aus Walnussschalen und -blättern verwendet.
Kosmetikfirmen setzen den Extrakt ein, um neben Haarpflegemitteln auch Selbstbräunern ihre Wirkung zu verleihen.
Selbst die Pharmaindustrie setzt nach wie vor auf Juglon. Zwar muss es hier nicht immer der Extrakt aus den Schalen sein, denn Juglon lässt sich chemisch nachbauen. Eine antibakterielle Wirkung und blutstillende Eigenschaften sind jedoch immer gegeben. Oft wird Juglon deshalb und wegen des ähnlichen Geruchs mit Jod verwechselt. Dieses Spurenelement fehlt jedoch in den grünen Pflanzenteilen der Walnuss. Lediglich in den Kernen ist es - neben vielen wertvollen anderen Spurenelementen und Mineralstoffen - in geringen Mengen vorhanden.
Pflanzenliste
Resistent, oder kaum betroffen |
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Bergenien |
Brombeeren |
Fuchsien |
Funkien |
Glockenblumen |
Himbeeren |
Jostabeeren |
Kirschen |
Kuhschellen |
Kürbise |
Lauch-Arten |
Lavendel |
Lilien |
Lima- und Brechbohnen |
Maiglöckchen |
Möhren |
Nektarinen |
Pastinake |
Pfirsiche |
Pflaumen |
Primeln |
Rhabarber |
Rispengras |
Rüben |
Schneeball |
Silberglöckchen |
Spindelsträucher |
Veilchen |
Zuckermais |
Zwiebel |
Die meisten Zwiebelpflanzen, wie Krokuse, Tulpen, Narziessen u.s.w |
Negative Beeinflussung |
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Auberginien |
Birke |
Heidelbeeren |
Kiefer |
Kartoffel |
Kohl |
Lärchen |
Linde |
Luzerne |
Magnolie |
Paprika |
Einige Pfingsrosen |
Spargel |
Tomaten |
Weizen |