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Schädling im Walnussbaum - Walnussfruchtfliege
Zu den ärgsten Bedrohungen, der Walnussbäume ausgesetzt sind, gehört die Walnussfruchtfliege. Neben der Marssonina-Erkrankung und dem bakteriellen Bakterienbrand ist es diese kleine Fliege, die Jahr für Jahr für große Ernteausfälle sorgt. Auch sie profitiert vom Klimawandel, immer mildere Winter lassen ihre Ausbreitung zu.
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Walnussfruchtfliege - kleiner Schädling mit großer Auswirkung
Unter zwei Namen ist die Walnussfruchtfliege bekannt: Als Rhagoletis completa und dem Synonym Rhagoletis suavis ssp. completa. In der neueren Zeit wird Rhaguletis suavis mitunter als eigene Art betrachtet. Die Walnussfruchtfliege gehört zur Familie der Bohrfliegen und ist deshalb nah mit der Kirschfruchtfliege verwandt.
Die Walnussfruchtfliege ist ein Neozoon, das heißt, dass sie sich ohne bewusstes Zutun des Menschen in Gebieten etabliert hat, in denen sie nun großen Schaden anrichtet. Ursprünglich war das Insekt in den USA verbreitet, wo sie zunehmend in den Walnussanbaugebieten Kaliforniens für Ernteausfälle sorgte.
Gegen Ende der 1980er wurde ihr Vorkommen in der Schweiz festgestellt. Zeitgleich breitete sie sich im Mittelmeerraum aus, so dass nicht mit letzter Sicherheit gesagt werden kann, wo der Schädling nun in Europa zuerst auftrat. Lange Jahre bildeten jedoch zum Glück die Alpen eine natürliche Grenze für die Walnussfruchtfliege. Der Klimawandel mit seinen immer schwächer verlaufenden Wintern trug jedoch dazu bei, dass nun verstärkt in den milderen Gegenden Deutschlands Walnussbäume befallen werden. In den Weinbaugebieten Baden-Württembergs wie dem Bodensee und der Gegend um Heilbronn, entlang des Rheins von Baden bis in die Gegend von Köln werden Exemplare dieser Schadfliege vorgefunden. 2013 wurde der erste Befall in Brandenburg festgestellt, dort sowie im Berliner Raum kommt es regelmäßig zu Funden.
Bild: © DLR Rheinpfalz / Guenter Hensel / Werner Dahlbender
Merkmale der Walnussfruchtfliege
Mit einer Größe von 4 - 8 mm ist Rhagoletis completa etwas größer als Rhagoletis cerasi, die Kirschfruchtfliege. Von der Größe her entspricht sie in etwa einer Stubenfliege. Von dieser kann sie jedoch leicht unterschieden werden. Die Walnussfruchtfliege hat einen gelben Punkt, ein sogenanntes Schildchen (Scutellum) auf dem Rücken. Drei deutlich sichtbare Querbänder auf den Flügeln - das letzte Bandpaar in V-Form - lassen eine einfache Unterscheidung zu anderen Insekten zu. Funde gibt es nicht nur auf der Echten Walnuss (Juglans regia), sondern auch auf Schwarznüssen (Juglans nigra). Gelegentlich wird dieser Schädling sogar auf Pfirsichen angetroffen.
Lebenszyklus der Rhagoletis completa
Zwischen Juni und August erwacht die neue Generation zum Leben, die Puppen schlüpfen. Bereits ab Ende Juli legen dann die Weibchen jeweils 12 - 15 Eier unter die Haut der grünen Fruchtschalen. Eine einzige Walnussfruchtfliege kann bei diesem Vorgang bis zu 25 Nüssen mit Eiern bestücken. Gerade mal fünf Tage dauert es, bis Larven schlüpfen, ihre Farbe variiert von weißlich bis gelblich. Diese Maden fressen sich in der Fruchtschale weiter, Kernschale und Kern verschonen sie. Sind die Maden ausgewachsen, so lassen sie sich auf den Boden fallen. Dort graben sie sich mehrere Zentimeter tief ein, verpuppen sich und überwintern in der Erde, bis im nächsten Sommer, von Juli bis September, der neue Zyklus beginnt. Sogar ein mehrjähriges Abwarten als Puppe im Boden ist der Walnussfruchtfliege möglich.
Erkennen des Schadbildes
Anfangs sehen die befallenen Walnüsse ähnlich aus wie bei der Marssonina-Krankheit und dem Bakterienbrand. Die Nüsse werden schwarz, wobei dies auch die innere Schale betrifft. Auf den grünen äußeren Fruchtschalen entsteht zunehmend eine schmierige und klebrige Schicht. Gegen Ende August lässt sich meist das volle Ausmaß der Schädigung erkennen. Die äußere Hülle wurde durch die gefräßigen Maden fast völlig zerstört, noch bestehenden Reste sind so fest an der Kernschale verhaftet, dass sie nicht entfernt werden können. Die holzige Kernschale ist mitunter teilweise oder ganz schwarz. Diese optische Beeinträchtigung ist jedoch nicht der einzige Nachteil, den die Walnussfrüchte erleiden. Fehlt die äußere Schale, so mangelt es am notwendigen Schutz und der unerlässlichen Versorgung des Nusskerns. Die Qualität leidet, der Ölgehalt beträgt oft nur noch die Hälfte dessen, was eine gesunde Nuss ausweist. Zudem bereitet der Madenfraß den Boden für Schadpilze.
Damit möglichst rasch alles Erforderliche getan werden kann, um den Schaden so gering wie möglich zu halten, ist eine exakte Diagnose notwendig. Im Gegensatz zum Befall mit der Marssonina und dem Bakterienbrand werden durch die Walnussfruchtfliege Baum und Blätter nicht geschädigt. Blattsymptome entfallen also, schwarze Stellen werden sich nur auf den grünen Nussschalen - und später der holzigen Schale - finden. Dass nur Früchte betroffen sind, ist ein wesentliches Merkmal dieses Schädlingsbefalls.
Ist es bereits zu Fruchtfall vor der Zeit gekommen, so lässt sich das Vorhandensein der Walnussfruchtfliege bzw. ihrer Maden eindeutig feststellen. Die Schalen werden genau auf ihre Beschaffenheit hin angesehen, sind sie schleimig-klebrig, geht der zweite Blick ins Fruchtfleisch. Dort lassen sich vorhandene Maden eindeutig erkennen. Nun heißt es unverzüglich Gegenmaßnahmen treffen, denn die Bekämpfung gestaltet sich alles andere als einfach. Chemische Pflanzenschutzmittel sind, falls überhaupt im deutschsprachigen Raum, nur dem Einsatz im gewerblichen Bereich vorbehalten. Die Zahl der natürlichen Feinde wie Vögeln, Puppenräuber und Laufkäfer reicht selten aus, um der Walnussfruchtfliege Einhalt zu gebieten.
Bild: © DLR Rheinpfalz / Guenter Hensel / Werner Dahlbender
Maßnahmen zur Schadensbegrenzung
Die folgenden Maßnahmen können den Befall deutlich reduzieren:
- Befallene Früchte entsorgen -
Die Larven leben in der Schale der Nüsse. Bei Einzelnstehenden Bäumen: Als hygienische Massnahme wird das Sammeln abfallender Nüsse nur eine Teillösung darstellen. Die befallenen Früchte sollten vernichtet werden. Es sollte auch geprüft werden, ob bereits Früchte der befallenen Bäumen kompostiert wurden. Gegebenfalls ist auch die betroffene Kompostmiete zu vernichten.
- Einsatz von Gelbtaffeln -
Wie gegen viele andere Schädlinge auch hat sich bei der Walnussfruchtfliege der Einsatz von Gelbtafeln* bewährt. Sie müssen frühzeitig angebracht werden, denn sind erst einmal die Eier in der Walnussschale abgelegt, ist die nächste Generation schon im Entstehen. Ab Ende Juni heißt es deshalb, ausreichend Gelbtafeln in den Walnussbäumen - und am besten auch in anderen Bäumen auf dem Grundstück - auszubringen. Teils werden Lockstoffe in die Tafeln eingebracht, die neben der Farbe dafür sorgen sollen, dass Schadinsekten angezogen werden. Der sich auf den Tafeln befindliche Kleber hält die Insekten fest, zur Eiablage kommt es nicht mehr. Gelbtafeln bieten als Präventionsmaßnahme einen weiteren Vorteil: Untersucht man sie genauer, nachdem die ersten Insekten darauf gelandet sind, lässt sich die Anwesenheit der Walnussfruchtfliege eindeutig erkennen.
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- Abdecken des Bodens mit Folie -
Eine weitere Maßnahme kann es sein, den Boden mit einer wasserdurchlässigen Folie* abzudecken. Abgefallene Nüsse kommen dann auf der Folie zu liegen, wo sie leicht eingesammelt werden können. Den Maden in den Schalen wird durch die Bodenfolie die Gelegenheit genommen, sich in die Erde einzubohren. Auch wird den Vögeln damit die Aufnahme der Maden und Puppen zu Futterzwecken erleichtert. Nicht verhindern kann eine Folie aber, dass ein weiterer Zuflug der Walnussfruchtfliege aus der Umgebung stattfindet. Im Gespräch mit den Nachbarn findet man schnell heraus, ob auch anderweitig ein Handlungsbedarf gegen den Schädling vorliegen könnte.
- Ausbringen von Spannetzen -
Eine weitere Möglichkeit ist das Ausbringen von engmaschigen Spannnetzen auf dem Boden. Diese Maßnahme muss allerdings sehr großflächig durchgeführt werden, damit die adulten Schadfliegen nicht ausfliegen können. Bereits im zeitigen Frühjahr ist hier der richtige Zeitpunkt für das Spannen der Netze. Diese Gegenmaßnahme ist allerdings eine langfristig notwendige Angelegenheit. Da, wie bereits erwähnt, Puppen bis zu 4 Jahren im Boden bis zum Schlüpfen ausharren, sind die Netze während mehrerer Jahre auf der Erde zu belassen.
- Hüner- und Laufentenhaltung -
Hühner und Laufenten als natürliche Schädlingsbekämpfer sind ebenfalls eine Möglichkeit. In einigen Ländern, wie z.B in England [9] werden Hühner sogar gezielt dazu eingesetzt, sich der Walnussfruchtfliege anzunehmen. Sie werden im Spätsommer auf die Obstbaumwiesen geschickt, wo sie sich bevorzugt unter Nussbäumen aufhalten und dort ihr Futter aus Maden und Puppen suchen. Wer immer dazu die Möglichkeit hat, für den gibt es die gute Chance, den Schädling erfolgreich loszuwerden. Nicht verschwiegen werden soll jedoch, dass Hühner und Enten keinen Unterschied machen, ob es sich bei ihrer Beute um Nützlinge oder Schädlinge handelt.
- Umgraben der Bodenoberfläche -
Ein tiefes Umgraben der Erdfläche unter den Bäumen kann ebenfalls zum Erfolg führen. Meist findet die Verpuppung in nur wenigen Zentimetern Tiefe statt. Wird die Erde tief genug umgegraben, kommen Puppen in einen Bereich, aus dem sie nicht mehr an die Oberfläche schlüpfen können. Bei größeren Grundstücken mit mehreren Bäumen ist dies jedoch eine sehr arbeitsintensive und zeitaufwendige Gelegenheit.
- Anbau der gegen die Walnussfruchfliege resistenten Sorten -
Allein durch Schutzmaßnahmen im Garten wird langfristig gesehen kein grundlegender Erfolg in der Bekämpfung der Walnussfruchtfliege gegeben sein. Fachleute setzen deshalb auf die Zucht von Sorten, die gegen den Schädling resistenter als die herkömmlichen sind. Beim Neupflanzungen lohnt es sich, auf spät reifende Sorten zu setzen, die tendenziell weniger anfällig als frühreifende zu sein scheinen.
Gute Ergebnisse wurden bei den folgenden Sorten beobachtet:
- Ferjean
- Fernette
- Fernor
- Geisenheimer Walnuss (Nr. 26)
- Kurmarker Walnuss (Nr. 1247)
- Meylanaise
- Parisienne
- Rainuss Kläusler
- Ronde de Montignac
- Scharsch
- Sheinovo
- Wirz
Vielfach befallen wurde in der Vergangenheit allerdings die Moselaner Walnuss (Klon 120). Jedoch scheint sich die Walnussfliege zunehmend dem Angebot anzupassen. Bestimmte Sorten werden von ihr bevorzugt, für sie nicht so interessante in diesem Fall dann vernachlässigt. Aussagekräftige Ergebnisse und Studien liegen jedoch noch nicht vor.
Sind befallene Nüsse noch essbar?
Solange allein die grüne Fruchtschale der Walnussfruchtfliege zum Opfer fiel und die innere Schale unverfärbt und intakt ist, lohnt sich der Versuch, die Nüsse dennoch zu essen. Ist jedoch die braune holzige Schale mit schwarzen Flecken versehen, dann heißt es: Weg mit der Nuss. Dies allein schon deshalb, weil bei der Erkrankung mit dem Marssonina-Pilz oder dem Walnuss-Bakterienbrand die Nüsse wirklich ungenießbar sind. Diese Enttäuschung kann man sich getrost ersparen.